Wales - Tour 2000 - Tag 21

Pont-y-pant → Llanbedr

Wegbeschreibung Freitag, 11.08.2000Länge
Pont-y-pant → Dolwyddelan → Rhiwbryfdir → Blaenau Ffestiniog → Ffestiniog → Trawsfynydd → Bronaber → Ganllwyd → Llanellty → Dolgellau → Cymer Abbey → Llanellty → Pen-y-bryn → Bontdda → Caerdeon → Cutiau → Barmouth → Llanaber → Llanenddwyn → Llanbedr → Nantcol Rhaeadr → Llanbedr85km
Σ1272km

Heute stand ich ziemlich früh (7:35 Uhr) auf und packte den größten Teil meiner Sachen schon vor dem Frühstück. Aufbruch war um genau 9 Uhr bei schönem Wetter. An der groß ausgeschilderten Burg fuhr ich vorbei, es war nur ein viereckiger Turm, der mir den Umweg - insbesondere die Steigung auf den Hügel - nicht wert war.

Kurz nach Dolwyddelan ging es eine ziemlich lange Strecke bergauf. Dabei kam ich am heutigen Startpunkt der Orienteerer vorbei (die hatten ihre 5-tägige UK-Meisterschaft, wie ich aus den Gesprächen mit diversen Leuten in den Hostels wußte). Etwas weiter oben mußte ich an einem Parkplatz anhalten, um Luft zu schnappen. Eine der Wohnmobilparkerinnnen unterhielt sich eine ganze Zeit mit mir und machte mir Mut, daß ich den größten und den steilsten Teil bereits geschafft hätte.

Ich schaffte es auch über den Paß, wo ein Wetterwechsel stattfand: nördlich sonnig, südlich leider bedeckt. Und nach der nächsten Kurve kam ein optischer Schock: ich war in einen riesigen Schiefersteinbruch geraten. Auf beiden Seiten der Straße wurde mit riesigen Maschinen Stein abgebaut, und die ganze Gegend inklusive des Arbeiterortes Blaenau Ffestiniog war schwarz vom Schieferstaub.

Einige Kilometer weiter in Ffestiniog war es nicht mehr ganz so schwarz, nur noch grau. Ich besorgte mir Bananen und fuhr weiter, weil es hier wirklich häßlich war. Bis Dolgellau war die Fahrt ziemlich langweilig, Wald auf beiden Seiten der schnurgeraden Straße. In dem Ort kaufte ich Milch und Schokoriegel, dann fuhr ich gleich wieder aus der Stadt, die mir ja schon bei meinem ersten Besuch (siehe Etappe 17/2000) nicht gefallen hatte.

Bei der etwas außerhalb gelegenen Cymer Abbey mußte ich, um zur Abtei zu kommen, erstmal durch einen Campingplatz. Vor der Abtei machte ich erstmal Banane-Milch-Twix-Brotzeit, dann besuchte ich die kümmerlichen Überreste der Abtei. Auf dem Weg nach Barmouth kam die Sonne immer mehr durch. In Barmouth suchte ich einen richtigen Supermarkt auf und kaufte fürs Abendessen ein. Dabei bekam ich eine Packung Coconut-Tarts geschenkt (so wie jeder Kunde an diesem Tag).

In Llanbedr fand ich das Hostel bis zum Ortsende nicht, also kehrte ich um. Am zentralen Platz wollte ich gerade jemanden fragen, als ich das YHA-Dreieck an einem Haus entdeckte - es war so angebracht, daß es aus der anderen Richtung nicht zu erkennen war. Im Hof war ich gerade abgestiegen, als eine junge Motorradlerin und ein älterer Motorradler von hinten auf das Hostel zugingen. Sie sagte zu mir: "The hostel is not yet open". Am Akzent erkannte ich sie sofort als Deutsche. Sie arbeitet dort und zeigte mir den Fahrradschuppen.

Nach etwas Stretching brachte ich mein Rad in den Schuppen und wollte gerade am Abladen, als der Motorradler rein kam, um sein Fahrrad zu holen. Wir unterhielten uns fast eine Stunde übers Radeln (Helme, Pedale, Schwerkraft...). Er erzählte mir auch, daß die im Ortszentrum ausgeschilderten Wasserfälle ca. 5km entfernt seien, also zu weit weg, um zu Fuß hinzugehen.

Als er schlíeßlich losgefahren war, lud ich meine Taschen bis auf meine Lenkertasche ab und machte mich auf den Weg zu den Wasserfällen. Dorthin ging es ziemlich bergauf. Statt Eintrittsgeld kostete das nur Parkgebühr, aber mir als Radler wurde kein Geld abgeknöpft. Ich holte mir stattdessen ein Eis.

Zu Fuß ging es weiter bis zu den Wasserfällen, die ganz nett, aber nicht berauschend waren. Bevor ich vom Parkplatz wieder losfuhr, mußte ich noch den Parkwächtern und einigen Campern alles über mein Rad und meine Wales-Tour erzählen. Als ich zum Hostel zurückkam, versuchte die Deutsche gerade, die Kette ihres Mountainbikes wieder zu schließen. Ich versprach, ihr nach dem Einchecken und Verstauen der Lebensmittel im Kühlschrank zu helfen.

Ich brachte meine Sachen also in die Küche und aufs Zimmer und ging mit meinem Werkzeug bewaffnet wieder runter. Mit einer gebogenen Speiche (hab ich immer dabei) hielt ich die Kettenenden spannungsfrei, so daß es kein Problem war, die Kette wieder zu vernieten. Dann justierte ich noch die Schaltung. Sabine war sehr dankbar. Jetzt duschte ich und wusch mein Trikot und hängte es auf die Leine im Hof - dort schien noch etwas Sonne hin.

Beim Kochen war auch eine verrückte Vegetarierin in der Küche. Sie wollte nicht mal die Herdplatte 50cm neben meiner, auf der ich Fleisch anbriet, benutzen. Nach dem Essen (Schwein mit Tomaten und Zwiebeln + Nudeln) verlagerte ich mein Trikot in den Trockenraum.

Dabei traf ich eine kanadische Tourenradlerin und ratschte eine ganze Weile mit ihr. Nachdem sie eingecheckt hatte, suchte sie verzweifelt im Erdgeschoß nach ihrem Zimmer - ihr war "first floor" gesagt worden, was in Großbritannien den ersten Stock meint, in den USA und Canada aber das Erdgeschoß.

In der Lounge markierte ich meine Etappen auf den Karten, außerdem schrieb ich Tagebuch und Postkarten. Dann kochte ich Tee zu meinen Coconut Tarts. Ich unterhielt mich noch eine Weile mit den anderen Gästen, dann fiel ich müde ins Bett.


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