Wegbeschreibung Donnerstag, 08.08.1991 | Länge | |
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Dingle → Miltown → Ventry → Fahan → Slea Head → Dunquin → Ballyferriter → Ballynana → Milltown → Dingle | 49km | |
Σ | 1691km |
Heute war mal wieder eine gemütliche Etappe angesagt, nicht sehr lang und nur mit Tagesgepäck. Zunächst ging es um Ventry Harbour herum zum Dunbeg Promontory Fort. Diese steinzeitliche Schutzburg hat Mauern, die teilweise 6 Meter dick sind!
Ein Stück weiter findet man eine ganze Reihe von Cloghans (beehive huts, Bienenkorbhütten). Das sind mörtellos gemauerte Hütten in Bienenkorbform, die regendicht sind. Die Kinder der Bauern, auf deren Grund die Hütten sind, verdienen sich mit dem Kassieren von Eintrittsgeldern (20-50p - ca. 25 bis 65 Cent) ein bißchen was dazu. Man braucht nicht bei allen Cloghans anzuhalten, hat man erstmal welche gesehen, kennt man sie alle (es gibt zumindest keine großen Unterschiede).
Kurz vor Slea Head hat man beim Bau der Straße (das war eine staatliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) das Geld für eine Brücke über einen Bach gespart. Das hat zur Folge, daß der Bach einfach über die Straße fließt. Aber selbst bei starkem Regen ist das Wasser dort nicht viel tiefer als 10cm (behaupten zumindest die Einheimischen - ich hatte trockenes Wetter). Nach Durchfahren dieses Hindernisses erreichte ich Slea Head, einen Aussichtspunkt auf die Blasket Islands.
Einige Kilometer nördlich, am Clogher Head, erreicht man die westlichste Straßenecke der irischen Hauptinsel. Von dort hat man nicht nur einen Blick auf die Blaskets, sondern auch auf Sybill Head mit seinen Wellenhügeln. Weiter ging es ostwärts zum Gallarus Oratory, dem angeblich ältesten Gebetshaus Irlands. Es hat die Form eines umgedrehten Bootes und ist wie die Cloghans ohne Mörtel gemauert. Aber was es zum Gebetshaus machen soll, konnte ich nicht erkennen.
Vor der Rückfahrt nach Dingle machte ich noch einen kleinen Abstecher nach Kilmakedar, wo die Überreste einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert zu besichtigen waren. Außerdem war im Friedhof ein Ogham-Stein mit einem eingemeißelten keltischen Kreuz (Kreuz mit Ring).
Ein paar hundert Meter weiter wurde ich von einer entgegenkommenden Radlerin angehalten. Die Verständigung war schwierig, da mein Italienisch so gut wie nichtexistent ist - genauso wie Ihr Englisch und Deutsch. Durch Gesten und Vorführen des drehbaren Sattels machte sie mir klar, daß sich die Sattelklemmschraube ihres Fahrzeugs hatte sich gelockert und sie kein Werkzeug dabei hatte. Also zückte ich meine Werkzeugtasche und zog die Schraube wieder fest.
Zurück im Hostel duschte ich und verarbeitete dann die im Laufe des Tages gesammelten Brombeeren zu Marmelade. Zwei bayerische Mädels machten sich gerade eine Riesenportion Semmelschmarrn (ein Auflauf aus alten Semmeln, Milch, Rosinen, Zucker und Zimt...). Da die beiden wesentlich mehr davon gemacht hatten als sie essen konnten und auch ich mehr Marmelade gemacht hatte als in mein Marmeladengefäß paßte, beschloßen wir, gemeinsam Semmelschmarrn mit Brombeermarmelade zu essen - ein Hochgenuß! Abends gingen wir noch zu dritt in den Pub, wo sehr gute Live-Musik geboten wurde.